Geschichte

90 Jahre Ferienheim Aschenhütte

Eine wechselvolle Geschichte


Man schrieb das Jahr 1924. Die nach dem ersten Weltkrieg folgende Inflationszeit mit ihrer schwer vorstellbaren Geldentwertung in Deutschland war eben überwunden; neues wirtschaftliches Leben blühte zögernd auf in Handwerk, Handel und Industrie. Ein alter Wunsch, der im damaligen Bund deutscher Jugend (BDJ), später umbenannt in Bund Christdeutscher Jugend (BCJ) und dann zusammengeschlossen mit evang. Jugendbünden mit etwa 600 jugendlichen Mitgliedern, sollte endlich in Erfüllung gehen. Nämlich nach einem eigenen Landheim, wohin man zur Zeit der früheren Jugendbewegung am Wochenende gehen konnte. So kam es, dass sich dieser unter dem Losungswort fromm, deutsch, weltoffen, zusammen geschlossene, wanderfrohe Jugendbund aus einem alten, stark zerfallenen Bauernhaus mit der Jahreszahl 1842, vornehmlich durch tüchtiges Hand anlegen, "Ihr" Heim erbaute. Sie benannten es nach dem gleichnamigen Gewann Aschenhütte, in dem es lag und wo es damals noch zwei Holzmeiler für Pottaschengewinnung zu sehen gab. Der damalige Verkaufspreis für rund 40 Ar Gelände betrug 2.198,20 Reichsmark. Am 01. Juni 1924 wurde das "Evangelische Ferienheim Aschenhütte" mit zwei Schlafräumen für 40 Schlafplätze, Tagesraum, Küche und einem Verandaanbau eingeweiht. Im Jahre 1926 wurde die ehemalige Scheune ausgebaut und seitdem dient die Aschenhütte auch als Jugendherberge. Erst 1930 erhielt sie eine kostspielige Wasserzuleitung.

Im Rahmen eines freiwilligen Arbeitsdienstes, eingerichtet vom Ferienheim Aschenhütte als helfende Anteilnahme an der äußeren und inneren Not arbeitsloser Jugendlicher, war es 1932 endlich möglich, elektrisches Licht in das Haus zu bringen. Ebenfalls wurde ein besonderer Waschraumanbau erstellt und in Leichtbauweise das sogenannte Sommerhaus errichtet. Diese positive Entwicklung wurde im Zuge der Behinderung, schließlich durch das Verbot der evang. Jugendarbeit und durch die Beschlagnahmung als "staatsfeindliches Vermögen" in der NS-Zeit lahmgelegt und durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieg um rund zehn Jahre 1935-45 radikal gestoppt. Zwar wurde das Heim schon 1946 in allerdings ziemlich geplünderten Zustand an seinen Eigentümer zurückgegeben, doch konnten erst nach der Währungsreform am 20. Juni 1948 Kriegsschäden und Beschlagnahmungsschäden repariert und der weitere Ausbau fortgeführt werden. Durch das Aufstocken des Waschraumbaues wurden 1948 acht weitere Familienzimmer dazu gewonnen. Im Jahre 1964 wurde an der Giebelfront ein großer Wirtschaftstrakt errichtet, in dem neben einem teilbaren Tagesraum, einer Küche und weiteren Zimmern unter dem Dach, auch eine Wohnung für die Herbergseltern mit eingebaut wurde. Ein massiver Steinbau ersetzte 1974 das alte Sommerhaus aus Holz. Ein schlechter Zustand der Bausubstanz des älteren Bauteils und das Bedürfnis nach helleren, luftigeren und sanitärmäßig besser ausgestatteten Räumen machten die 1983/84 durchgeführten Baumaßnahmen notwendig. Der Voranschlag belief sich auf 1.150.000,00 DM (766.937,82 €). Dank des erneuten Einsatzes der Vereinsmitglieder, in rund 2000 Arbeitsstunden, wurde diese Summe nicht überschritten und konnte durch kirchliche, diakonische und kommunale Förderungs- und Darlehensmittel abgedeckt werden. Ein namhafter Zuschuss kam von der Aktion Sorgenkind, heute "Aktion Mensch" genannt. Die restlichen 60% wurden durch Eigenmittel, einschließlich Mitgliederdarlehen finanziert. Das Inventar wurde 1989 durch massive Holzmöbel ersetzt.

1995, im Zuge des Herbergselternwechsel von Frau Zimmermann, die ihren Dienst 32 Jahre hier absolvierte, zu Herrn und Frau Böhles, wurde im Wirtschaftstrakt das komplette Dachgeschoss saniert, um den Platzbedarf der neuen Herbergselternwohnung zu sichern. Die alte Wohnung wurde in zwei neue Familienzimmer und einen kleinen Lesesaal umgebaut. Im Zuge dieser Renovierung wurde die alte Küche komplett durch eine neue ersetzt, des Weiteren die zwei Personalzimmer renoviert und im gesamten Wirtschaftstrakt Heizungen, Wasser- und Stromleitungen erneuert. 2000/01 wurden sämtliche Eingangstüren des Hauptkomplexes und die Kellerfenster des Wirtschaftstrakts, auch des Tischtennisraumes erneuert. Mitte des Jahres 2001 wurde auf dem Außengelände eine Rutschbahn installiert, die mit dem Sandkasten ein neues Reich für die ganz "Kleinen" bildet.

Seit dem 1. Januar 2011 hat die djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Baden-Württemberg e.V. das Ferienheim Aschenhütte übernommen.
Auch unter der neuen Trägerschaft wird das Haus allen bisherigen Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen sowie den vielen Schulklassen und Kirchengruppen als Ferien- und Tagungsheim offen stehen.
Zusätzlich wird das Ferienheim Aschenhütte zu einer Jugendbildungsstätte mit Schwerpunkt im musisch-kulturellen Bereich weiter entwickelt. Das Motto der djo „Wir wollen Brücke sein“ soll sich gerade im Ferienheim Aschenhütte widerspiegeln. Die Beschaffenheit des Hauses, die tolle Umgebung sowie viele interessante Ausflugsziele im Nordschwarzwald bis hin ins benachbarte Elsass laden geradezu ein das Ferienheim Aschenhütte zu besuchen und zu genießen.


So war es vor 90 Jahren

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